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a@mavignier.com

philipp otto runge

Die Digital-Restaurierung von „Der große Morgen“
Bild
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Der „Große Morgen“ (152x113cm, 1809/10) von Philipp Otto Runge, und die digitale Rekonstruktion durch Almir und Delmar Mavignier

Aurora erwacht auf dem Computer-Bildschirm

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Der Tag bricht an. Aus sanft leuchtenden Wolken tritt Aurora, die Göttin der Morgenröte. Rosenstreuende Genien huldigen ihr und dem neugeborenen Kind auf dem Boden, einem Symbol des jungen Tages. Doch der sanfte Übergang vom Nachtblau in der Höhe zum gelben Licht, das den Sonnenaufgang ankündigt, ist brutal gestört: Das allegorische Gemälde zerfällt in einzelne Farbfelder auf grauem Grund. Schuld daran ist ein zugeheirateter Nachfahre des Malers.

Als der Romantiker Philipp Otto Runge 1810 mit 33 Jahren starb, blieb sein letztes Bild „Der große Morgen“ im Familienbesitz. 80 Jahre später schnitt der Schwiegersohn seines Sohnes neun Stücke aus dem Werk heraus und warf den Rest weg. Erst 1927 wurden die Fragmente in der Hamburger Kunsthalle auf einer neutralen Leinwand wieder zusammengefügt.

Jetzt wollte der Maler und Grafiker Almir da Silva Mavignier, 73, das Werk endlich einmal so sehen, wie Runge es gemalt hatte. Daß kein Restaurator die verlorenen Partien mit dem Pinsel ersetzen kann, leuchtete ihm ein. Doch mit Hilfe der Computer-Technik, so Mavigniers Gedanke, müßten sich die Lücken wenigstens in der Reproduktion überzeugend schließen lassen.

Zusammen mit seinem Sohn Delmar, (...) plante der in Hamburg lebende Brasilianer die „Wiederbeseelung“ des Bildes. Als Grundsatz stand für beide fest: Sie wollten das Werk nur durch Vervielfältigung seiner eigenen Substanz heilen, keine Linie und keinen Farbtupfer hinzufügen, die nicht von Runge selbst stammten.

So scannte Delmar Mavignier den „Großen Morgen“ mit feinster Auflösung in den Computer ein und versuchte zunächst, die Spuren von Schmutz und Beschädigungen zu entfernen. Auf dem Bildschirm schnitt er dann kleine Stückchen aus den Gemäldefragmenten und reproduzierte sie. Wie ein Chirurg, der einem Unfallopfer Hautteile von Armen und Beinen ins Gesicht transplantiert, fügte der Grafiker solche vervielfältigten Originalelemente zu einem Himmel zusammen, den mit all seinen Schattierungen auch Runge selbst gemalt haben könnte. Dann verwischte er die noch sichtbaren Nähte zwischen den einzelnen Teilen.

Der Vater übernahm dabei die Oberaufsicht, um mit dem Feingefühl des Künstlers zu vermeiden, daß die Rekonstruktion allzu mechanisch ablief. „Rein technisch kann jeder so etwas machen“, sagt er, „aber nicht jeder kann das verantworten.“ Wo Bäume am Horizont und Kräuter auf dem Boden ergänzt werden mußten, wurden sie in mühsamer Kleinarbeit aus einzelnen Stücken von Runge gemalter Pflanzen neu zusammengesetzt.

Am schwersten war die Lücke über dem Kopf der Aurora zu schließen: Dort fehlen die Haarsträhne, mit der die Göttin nach Runges Worten „wie mit einer Flamme vor sich her“ leuchtet, und der Stengel der über ihr erblühenden „Lichtlilie“. Doch zum Glück ist eine Vorzeichnung für diese Partie überliefert, die so genau mit dem ausgeführten Gemälde übereinstimmt, daß sie sich deckungsgleich auf die Fragmente projizieren ließ. Die Linien der Zeichnung wurden dann nach Vorbildern aus dem übrigen Bild mit Rungeschen Pastelltönen gefüllt.

Das Ergebnis dieser Arbeit sieht zweifellos besser aus als das ramponierte Original, doch auch die Grafik kann nicht zeigen, was Runge tatsächlich wollte: Der scheinen Auroras als Bild im Bild „Große Morgen“ ist nie vollendet worden. Was der Maler noch damit vorhatte, zeigt eine frühere Version, der sogenannte „Kleine Morgen“ von 1808/09: Die Aurora-Szene war nicht als selbständiges Werk geplant, sondern als Bild im Bild, umgeben von christlich-kosmischen Symbolen. Bei der Zweitfassung sollte sogar ein echter Holzrahmen die innere von der äußeren Zone trennen und so auf erstaunlich moderne Weise den illusionistischen Charakter des Gemäldes brechen.

Außerdem ist die untere Bildhälfte wohl unfertig, farblich zu matt. Runges Bruder nannte das Gemälde darum die „große Untermalung“. Aber auch den Zustand von 1810 haben die Mavigniers mit ihrem Verfahren nicht wirklich wiederherstellen können. Gerade die skrupulöse Konsequenz, mit der sie an Runges Fragmenten und Vorstudien festgehalten haben, macht das Projekt inkonsequent: Wo kein gesichertes Material vorhanden war, haben sie lieber auf Bildelemente verzichtet, als eine freie Rekonstruktion zu wagen. So fehlen die seitlichen Blätter der Lilie, Ihre Ansätze sind neben dem Körper der Aurora, die Spitzen unter den Füßen der Harfe und Triangel spielenden Putten erkennbar, doch anders als beim Stengel war ihre genaue Form nicht aus der Vorzeichnung zu erschließen. An ihrer Stelle erscheint nun blauer Himmel; der Bildaufbau, in dem alles auf die Aurora-Figur bezogen ist, verliert an Halt. Ebenso fehlt der halbrunde obere Abschluß, der beim „Kleinen Morgen“ als kompositorische Klammer wirkt und dem - mutmaßlich Runges Absicht entsprechend - der Rahmen nachgebildet ist, in dem der „Große Morgen“ in der Hamburger Kunsthalle hängt.

Trotz solcher Probleme überwiegt die Freude darüber, erstmals seit über 100 Jahren den „Großen Morgen“ als zusammenhängendes Bild sehen zu können. Begeisterte Reaktionen von Museumsleuten und Runge-Forschern machen den Stolz verständlich, mit dem Almir Mavignier sagt:
Es mußte erst ein Brasilianer kommen, um ein Hauptwerk der deutschen Romantik wiederherzustellen.“
(...)

Boris Hohmeyer
Art 8/1998, S. 49ff

Jeder Punkt wie von Runge selbst gemalt.

Details der digitalen Restauration
atelier mavignier: delmar und sigrid mavignier verantwortlich für diese webseite: delmar mavignier © 2019 all rights reserved
contacto americas: flavio cohn, dan galeria, são paulo, brasil
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