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skulpturenkonvex, konkav und konvex
skulptur, hauptbahnhof 1971 |
Interview brigitte zehmisch - almir mavignier 1975
fotos: carlos struwe |
herr mavignier, wo steht ihr objekt "konvex, konkav und konvex’?
es steht am hauptbahnhof in hamburg in der kirchenallee, schräg gegenüber vom schauspielhaus. wann haben sie dieses objekt dort aufgestellt? 1971 wer hat ihnen den auftrag gegeben? offiziell die stadt hamburg und privat der präsident der kunstkommission, herr prof. gropp. er wollte unbedingt eine arbeit von mavignier in hamburg haben. haben sie vorher schon solche objekte gemacht? nein, das war meine erste große plastik. allerdings habe ich schon vorher für rosenthal ein objekt aus porzellan entworfen. |
welche besonderen probleme stellten sich für sie bei der ausführung dieses objektes?
es stellten sich viele probleme. das erste war, überhaupt eine plastik zu machen. man kann ein schlechtes bild verstecken oder sogar vernichten. aber eine schlechte plastik auf einem öffentlichen platz vor dem hauptbahnhof bleibt für jeden sichtbar. es müßte schon durch einen krieg wieder zerstört werden, aber daran darf man wohl nicht denken. ich war zunächst sehr vorsichtig und habe einen entwurf für das objekt gemacht. ich hatte glück mit der kunstkommission, aber es hat trotzdem sehr lange gedauert, bis tatsächlich mit den ersten arbeiten begonnen werden konnte. zuerst wollte ich ein viel größeres objekt machen, dessen ausführung jedoch die finanziellen mittel gesprengt hätte. dann bin ich zur vernunft gekommen und habe einen kleinen entwurf gemacht. die stelle, auf der ich ein signal aufstellen sollte, wurde mir vorgeschrieben. die situation war ideal. meine bilder verlangen immer eine sehr große entfernung. da die kirchenallee sehr lang ist, hatte ich die idee, ein signal zu setzen, d.h. eine signalfläche für diejenigen, die aus dem bahnhof kommen und in den bahnhof gehen, eine andere für das trottoir der kirchenallee nach beiden seiten. einfacher gesagt, ein signal für die nord-süd- und ein anderes für die ost-west-situation. das gibt ein kreuz. für dieses kreuz habe ich eine fläche von 3x3 m genommen, nämlich die größte aluminiumfläche ohne bindung, die ich erhalten konnte. es wurden zwei blöcke gemacht. ein anderes problem war das material. ich wollte das objekt eigentlich in marmor ausführen lassen. aber das wäre sehr teuer und zu kompliziert geworden. ich brauchte als wirkung die schwarze farbe mit weißen punkten, die als relief aus einzelnen zylindern bestehen, ein zylinderartiges relief. ich habe das aluminium lackieren müssen. zunächst war ich über diese lackierte fläche sehr unglücklich, weil sie zu stark glänzte. mit der zeit aber hat sich gerade dieser glanz mit dem lackmaterial der autos, mit der stadt verbunden. so ist es ein stadtdenkmal geworden, eine stadtplastik, die das licht verschiedener farben reflektiert. |
welche wirkung beabsichtigten sie auf den fußgänger?
für den fußgänger und diejenigen, denen das objekt gefällt, ist es immer eine angenehme überraschung. ich habe leute getroffen, die sagen: "mavignier, es ist ein schönes denkmal’. jedesmal, wenn wir vorbeikommen, ist es eine freude, es zu sehen. ich habe auch negative kritik bekommen. zum beispiel fragte ich einmal selbst einen zeitungsverkäufer: 'was soll dieses objekt darstellen?’ er sagte: 'ich weiß nicht, was es bedeutet. ich habe auch die polizei gefragt, aber sie wußten es auch nicht’. welche optische wirkung beabsichtigten sie? die optische wirkung des konvexen einer im grunde ebenen fläche, die der fläche eine räumliche wirkung gibt. das gehört zum repertoire der optischen kunst. sagen wir, ich bin stolz darauf, denn es ist vielleicht das einzige op art-objekt, das in der öffentlichkeit als plastik, als monument errichtet worden ist. haben sie außer diesem objekt noch etwas anderes für diesen platz vorgesehen? eine gestaltung? für diesen platz, ja. ich plante zunächst eine sehr große wand aus beton, viel größer als das objekt. aber der stadt fehlten die finanziellen mittel. etwas, was ich noch vergessen habe: diese plastik, die ja einen städtischen fixpunkt bildet, gilt auch als treffpunkt. der bahnhof ist sehr anonym. es gibt keinen ort, wo man sich treffen kann. mein objekt ist ein treffpunkt geworden, der ohne weiteres funktioniert, zumindest für mich persönlich. in welchen städtebaulichen zusammenhang haben sie das objekt gestellt? das objekt steht zunächst an einem zentralen punkt der stadt, wo viele leute vorbeikommen, gegenüber dem schauspielhaus mit seiner spätbarocken fassade. die beziehungen zwischen dieser architektur und der plastik sind interessant: auf der anderen seite die wunderbare jugendstilarchitektur des hauptbahnhofes, die einen sehr schönen, schmutzigen grau-braun-ton hat. im hinblick darauf habe ich für mein objekt kontrastierendes schwarz als diskrete und vornehme farbe gewählt. |