Zeichen und Erinnerungen:
Almir Mavignier und das Malatelier am Engenho de Dentro Lucia Reily, José Otávio Pompeu e Silva und Mitarbeiter |
Kapitel 2
Kunst und Kultur in den 1940er Jahren Maria Heloísa C. Toledo Ferraz Kapitel 3 Almir Mavignier und das Malatelier am Engenho de Dentro José Otávio Pompeu e Silva Kapitel 5 Almir Mavignier: Meisterschüler Ana Angélica Albano Forschung – hinter den Kulissen Lucia Reily, Rosa Cristina Maria de Carvalho Über die Autoren |
Über dieses Forschungsprojekt und das BuchAus der Sicht von Delmar Mavignier
Ich habe Almir als liebenden, antiautoritären Vater erlebt, als Künstler während seiner malerischen Arbeit und bei vielen Ausstellungseröffnungen, als Grafischer Gestalter in vielen gemeinsamen Plakatprojekten und auch als Professor an der Uni, der mit seinen Studenten jeden Freitag Besprechungen ihrer Bilder und Arbeiten hielt, die ich nach Schulschluss auch selbst besuchen durfte. Die vorliegende Arbeit, aus der ich mit freundlicher Genehmigung Dr. José Otávio Pompeu e Silva 4 Kapitel veröffentliche, halte ich für die entscheidende Quelle zum tieferen Verständnis der Persönlichkeit, Motivation und pädagogischen Einstellung, die Almir Mavignier das ganze Leben danach geprägt und geleitet haben.
Seine Zusammenarbeit als 21 Jähriger mit der Direktorin der Beschäftigungstherapie Dr Nise da Silveira ist in Brasilien sehr berühmt geworden – das besondere waren die Resultate und Arbeiten, die von internierten Patienten unter der speziellen, ungeschulten Leitung von Almir Mavignier entstanden, die vor allem auch unter künstlerischen Aspekten beeindruckend waren. Nach fünf Jahren ging Mavignier nach Europa und obwohl das von ihm geschaffene und betreute Malatelier lange weiterlief, wurden keine neuen Künstlerinnen entdeckt oder Werke produziert auf einem vergleichbaren Niveau. Die Geschichte wurde aber Opfer ihrer Nacherzählung durch mehrere Theaterstücke und Filme, in denen es weniger um Tatsachen als um dramatische Erzählformen ging und die Rolle des jungen Künstlers wurde reduziert und falsch dargestellt. In dem Film „Nise - Das Herz des Wahnsinns“ wurde Almir Mavignier von einem Darsteller gespielt, der weiss war ca 30 Jahre, und im Film rauchte. Mavignier war aber mixed race, gerade mal 21 Jahre alt und hat niemals geraucht, nur um ein Beispiel zu nennen. Auch Situationen in der Klinik und Personen wurden verzerrt. Ich freue mich daher besonders, dass die vielen Interviews, Skype Interviews, Emailverkehr und Besuche des Forschungsteams des Forschungsteams um José Otávio Pompeu e Silva und Lucia Reily ein Ergebnis produziert hat, dass sich mit seinen Erinnerungen auseinandergesetzt hat und in Einbeziehung von Interviews von anderen Zeitzeugen – Dra Nise da Silveira, Abraham Palatnik, den Kunstkritiker Mario Pedrosa und auch die Patienten selbst – eine Geschichte rekonstruiert haben, in der sich mein Vater wahrheitsgetreu repräsentiert fühlte. In Deutschland und Europa ist diese Vorgeschichte Mavigniers in Brasilien wenig bekannt. Zum Verständnis seines Schaffens und seines herausragenden Netzwerkes auch im Zusammenhang mit den neuen tendenzen ist sie unerlässlich. Für den späteren Künstler, der in Europa ein erfolgreiches Leben und Schaffen aufbaute, war die im Folgenden beschriebene Arbeit und Zeit in der Klinik und mit den Internierten Künstlern - er hat das Wort Patienten vermieden - absolut essentiell und hat viele Aspekte seiner Arbeit und Umgang mit Menschen geformt. Das Buch 'markas e memorias' ist im Original auf Portugiesisch und Englisch verfasst. Für alle Zitate bitte ich auf die englische Version Bezug zu nehmen oder auf diese Webseite. Nochmals meinen herzlichsten Dank an das Team für diese fast 10-jährige Arbeit, für deren Hingabe und kritische Detailgenauigkeit und die Fähigkeit auf eine wirklich spannende, interessante Weise die Ergebnisse zu schreiben und präsentieren. Delmar Mavignier, Hamburg 2021, im Jahr der Pandemie COVID19. |